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38km oder 59000 Schritte - Die Boesmanskloof Wanderung zwischen Greyton und McGregor

Das lange Osterwochenende stand bald bevor und wir hatten noch keine Pläne. Ein paar Tage zuvor sind Klaus und ich mit Freunden auf dem Tafelberg gewesen und da erzählte Yolande (eine alte Freundin und passionierte Wanderin) von einem Overnight Hike zwischen Greyton und McGregor. Ob wir den nicht mal gemeinsam in Angriff nehmen wollten?! Gesagt, getan. Manchmal sind spontane Entscheidungen ja bekanntlich die besten. Wenige Tage später wurde die Whatsapp Gruppe gegründet, fünf Teilnehmer hinzugefügt und der Startschuss für die Planung war gegeben.



Was wir zu diesem Zeitpunkt wussten: die Wanderung geht über Nacht, sie ist etwa 14 km lang (one way) und führt von Greyton nach McGregor und anschließend wieder zurück.


Klaus recherchierte die ganze Sache und kam relativ schnell zu dem Entschluss, dass wir das Pferd andersherum aufzäumen. Sprich: wir laufen von McGregor nach Greyton. Wieso? Nun, man muss wissen, dass die Wanderung nicht IN der Stadt von McGregor startet, sondern ein gutes Stück außerhalb der Stadt und in den Bergen in einer Hütte schläft. Da wir aber jeglichen Proviant auf unserem Rücken mitnehmen mussten, dachten wir: das geht auch einfacher.


Donnerstag


Klaus und ich sind große Fans davon, die verfügbare Zeit zu maximieren und das beste rauszuholen. Also machten wir uns bereits vormittags auf den Weg nach McGregor. Wir stoppten ein paar Male entlang des Weges in Padstals und hatten eine wunderbare Mahlzeit bei Nuy on the Hill mit einer noch grandioseren Aussicht.



Kurz vor Sonnenuntergang checkten wir in unserem Cottage ein und warteten auf Matt, Nicole und Yoli, die alle erst nach der Arbeit in Kapstadt losgefahren sind. Was wir von dem Städtchen sehen konnten, war vielversprechend, aber wir würden ja zurückkehren.



Freitag


Um 9 Uhr verließen wir unser Nachtquartier. Die Rucksäcke waren gepackt - mit Snacks für den Weg sowie Kleidung für den nächsten Tag. Nach 20 Minuten Fahrt erreichten wir den Startpunkt der Wanderung. Dort parkten wir unsere Autos und los ging´s. Die Permits hatte Klaus vorab bei Cape Nature telefonisch gekauft. Die Kosten: 50 Rand pro Person/pro Tag.


Das Wetter war wanderfreundlich: bedeckt und noch etwas kühl am Morgen. Aber schon bald zogen wir unsere Jacken aus, denn die Bewegung tat ihr Übriges. Bereits die ersten Blicke in das Tal versprachen zwei aufregende Tage. Mit allerlei Gesprächen erreichten wir nach ca. zwei Stunden die erste Etappe des Weges: natürliche Rock Pools. Klaus und die anderen ließen es sich nicht nehmen und sprangen trotz der moderaten Temperaturen ins eiskalte Nass. Ich wusste, dass 1. das Wetter morgen anders sein wird und wir 2. ja nochmal wieder kommen werden. Nach einer kleinen Mittagspause ging es für uns weiter im Programm. Bislang ging der Weg entweder steil bergab oder eher flach. Das sollte sich nun jedoch ändern. Es folgte eine Abwechslung aus hoch und runter. Ein "hoch" hat sich dann aber von den anderen unterschieden: wir konnten unser Ziel von nun an sehen. Da lag es vor uns: Greyton.



Um 16 Uhr erreichten wir die Straßen des Städtchens. Die ersten Anwohner begrüßten uns freundlich. Kinder flitzten auf Skateboards an uns und den wunderschönen Häuschen vorbei. Wir liefen die Hauptstraße entlang und fragten, wo wir etwas Kühles zu trinken bekämen. Uns wurde eine Brewery empfohlen, doch schafften wir es gar nicht bis dahin, da uns der Klang von Live Musik zu einem anderen Lokal magisch anzog. Wir nahmen neben den drei Musikern Platz und bestellten Getränke. Zugegeben, die zwei Cocktails, mit denen Klaus und ich uns belohnen wollten, waren unterirdisch, aber das Bier, die Cola und der Tee waren gut. Was kann man da auch falsch machen?!


Bevor es dunkel wurde, machten wir uns zu unserer Unterkunft auf. Schnell geduscht, umgezogen und nach kurzer Entspannung hieß es: Dinner time! Nachdem wir in den ersten beiden Restaurants weggeschickt wurden, da es Karfreitag war und wir keine Reservierung hatten, haben wir bei Anlauf drei einen Platz bekommen. Und wie herrlich gut es war! Im Abbey Rose kam jeder von uns auf seine Geschmackskosten.


Zurück in der Unterkunft besprachen wir den morgigen Schlachtplan. Freizeit bis 10 Uhr, dann Wochenmarkt und im Anschluss zurück nach McGregor.


Samstag


Ich wollte unbedingt noch etwas mehr von der Stadt sehen, bevor wir wieder zurück wanderten und so machten Klaus und ich uns am Morgen auf und schlenderten durch die kleinen Gassen von Greyton. Die Sonne funkelte durch die Laubkronen und warf wunderschöne Schattenspiele auf die vielen alten Cottages. Die Menschen waren losgelassen und glücklich. Es schien, als würde die Zeit hier etwas langsamer ticken.



Nicola und Matt kamen uns mit einem Becher Kaffee entgegengelaufen und da Klaus noch keinen hatte, war das die nächste Mission. Um 10 Uhr trafen wir uns also alle wieder im Zimmer, sattelten die Rucksäcke auf und gingen zum Markt. Wow! Da war was los. Gut, es war Ostersamstag und wunderschönes Wetter. Die Menschen standen in langen Schlangen für Samosas und andere Leckereien an. Künstler aus der Gegend verkauften ihre Waren und auch hier spielte wieder Live Musik. Kinder ritten auf Pferden durch die Straßen und die Hunde hechelten zufrieden neben ihren Herrchen. Das Leben ist gut! Ja, wäre da nicht die Tatsache, dass wir nun bei gleißender Sonne eine Bergkette überqueren müssten. Haha.



Pünktlich zur Mittagshitze liefen wir also um 11.30 Uhr los. Das Beste kommt zum Schluss bedeutet im Umkehrschluss, dass das Schlimmste zuerst kommt, richtig?! In unserem Fall war das so. Wir quälten und stöhnten uns bei 30 Grad den Berg hinauf. Nur Matt, der lief voran, als wäre das alles ein Kinderspiel. Er behauptete aber von Anfang an, dass er dieses Wetter zum Wandern liebt (er kommt aus dem schwülen Durban).

Am Breakfast Rock angekommen, haben wir ein kleines Päuschen eingelegt. Nachdem wir genügend Wasser und die Packung Gummibären in uns schaufelten, ging es weiter. Das Schlimmste war fast geschafft. Noch ein kleiner Hügel und wir konnten das Tal von der anderen Seite erblicken. Nun ging es zunächst wieder bergab und nach einer guten Weile erreichten wir den so herbeigesehnten Pool. Während gestern keine Menschenseele dort war, war heute gut Betrieb. Und zur Feier des Tages warf sogar ich mich in den Bikini und sprang ins frische Bergwasser. Das tat gut! Mit einem anschließenden Picknick stärkten wir uns und machten uns um 16.30 Uhr los zu unserer letzten Etappe. Wir alle wussten: das wird hart. Denn der Abstieg war sehr steil gestern.



Als wir an der Gabelung angekommen waren, war der uns bekannte Pfad auf einmal gesperrt. Nun standen wir mit einbrechender Dämmerung wie der Ochs vorm Berg und mussten eine Entscheidung treffen. Nehmen wir den anderen Weg, der ins Unbekannte führt oder den Trail von gestern, der nun mit Ästen gesperrt war und sehr herausfordernd werden würde. Fünf Leute, fünf Meinungen. Tatsächlich habe ich dann gesagt: no risk, no fun. Zum Glück war das die richtige Entscheidung. Zwar war der neue Weg steiler, dafür aber um einiges kürzer. Um 18.10 Uhr erreichten wir unsere Autos.


Unser Abend endete mit einem Bier oder Cider und einer Boeri Roll in einem der urigen Lokale in McGregor. Dort saßen wir: geschafft und überglücklich - mit unseren Boeries und den lebensfrohen Anwohnern von McGregor. Nach zwei Tagen und tatsächlich 38 gelaufenen Kilometern und 59000 Schritten, wie mir mein Handy verraten hat.



Die nächsten zwei Nächte haben wir ebenfalls noch in McGregor verbracht. Wenn du den kommenden Blogeintrag zu dem kleinen Ort nicht verpassen möchtest, dann kannst du dich gerne für unseren Newsletter anmelden. Oder folge uns auf Instagram oder Facebook. Dort posten wir fast täglich von unseren Abenteuern in Kapstadt.


Permits für die Wanderung gibt es unter +27 87 087 8250 oder per Email an reservation.alert@capenature.co.za




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